Ausbildung soll Frauen stärken

Tag des Herrn vom 02.05.2014

Die Katholische Erwachsenenbildung in Sachsen-Anhalt hilft Teilhabe von Frauen in kirchlichen Vereinen, Verbänden und Gemeinden zu verbessern.

Wege zu mehr Beteiligung von Frauen in Kirche und Gesellschaft will das Projekt „Kompetent für Demokratie“ der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Land Sachsen-Anhalt aufzeigen. Bei einem dritten Modul Mitte April in Magdeburg ging es um das Frauenbild in Geschichte und Gegenwart.

Magdeburg (rsch/tdh). Frauen leisten – wie sollte es auch anders sein – zu allen Zeiten einen erheblichen Anteil bei der Bewältigung der Lebensaufgaben. Doch ihr Engagement geschieht nicht selten im Hintergrund und ohne gesellschaftliche Würdigung. Dies wurde einmal mehr den zwölf Frauen deutlich, die sich am 11./12. April zum dritten Modul des KEB-Projekts „Kompetent für Demokratie – Partizipation in kirchlichen Vereinen und Verbänden“ trafen. Im Rahmen des Projekts nehmen sie an einer sechstägigen Ausbildung zur verbandsinternen Beraterin teil.

Gemeinsam mit der Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Caroline Vongries beschäftigten sich die Teilnehmerinnen beim dritten Modul besonders mit dem Frauenbild seit der Reformation. Bei einer Exkursion kamen sie mit dem evangelischen Pfarrerehepaar Maria und Rüdiger Meussling in Plötzky in der Nähe von Magdeburg ins Gespräch. Höhepunkt war dabei die Besichtigung der Kirchen in Pretzin und Plötzky, welche das Ehepaar neben anderen Gotteshäusern mit viel Engagement und tatkräftiger Unterstützung zahlreicher Helfer zu DDR-Zeiten vor dem Verfall bewahrte. Anna Maria Meussling, gelernte Restauratorin, hatte zum Beispiel in der Thomaskirche von Pretzin kostbare byzantinische Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert entdeckt und in jahrelanger, mühevoller Arbeit freigelegt.

Die evangelische Pfarrersfrau gewährte den katholischen Seminarteilnehmerinnen einen Einblick in ihr Leben als Frau eines Pastors, als Mutter und in ihre berufliche Tätigkeit als Restauratorin. Die Frauen waren beeindruckt von dem, was sie und ihr Mann zu berichten hatten. So erzählten sie zum Beispiel von den Schwierigkeiten, in der DDR für die Restauration Material zu beschaffen oder vom „Pretziner Musiksommer“, zu dem seit 40 Jahren eingeladen wird.

„Das Pfarrerehepaar Meussling hat uns einen interessanten Einblick in ihr Engagement als Pfarrer und Pfarrersfrau gewährt“, fasste anschließend Teilnehmerin Julia Modest, angehende Gemeindereferentin aus Schönebeck, ihre Eindrücke zusammen. „Nicht zuletzt durch die Begegnung ist auch dieses Modul für uns zu einem gelungenen, anregenden Wochenende geworden.“ Beim Modul im März hatten sich die Teilnehmerinnen mit Möglichkeiten, in Gruppen die  Kommunikation zu verbessern, und mit dem Umgang mit Konflikten beschäftigt.
„Es geht darum, Frauen heute Mut zu machen, ihre Aufgaben mit gesundem Selbstbewusstsein wahrzunehmen“, sagt Caroline Vongries. Dafür sei es wichtig, die Situation von Frauen in der Geschichte zu kennen. Vongries machte deutlich, dass Frauen in der Reformationszeit zum Beispiel durch das Verlassen von Klöstern, in die sie teilweise ohne ihre Zustimmung gekommen waren, ein Stück freier werden konnten. Andererseits seien sie aber in neue Zwänge, eine stärkere Bindung an den Mann geraten und hätten wenig unabhängige Bildungs- und Lebensmöglichkeiten gehabt. Während des Seminars im Magdeburger Roncalli-Haus waren die Teilnehmerinnen mehrmals eingeladen, ihre Eindrücke, Erfahrungen und Gedanken niederzuschreiben.

Im Rahmen des vor einem Jahr gestarteten Projekts „Kompetent für Demokratie“ der KEB (Tag des Herrn berichtete.) sollen Frauen für ihre Tätigkeiten im Kolpingverband, in der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands sowie in Pfarreien gestärkt werden. Für Projektleiterin Susanne Brandes ist beeindruckend, „mit welch großem Vertrauen und mit welcher Offenheit die Frauen inzwischen in der Gruppe miteinander umgehen“. Ziel sei, „den Austausch untereinander zu fördern, eine stärkere Beteiligung zu ermöglichen“ und „über die Weiterbildung hinaus ein wirksames Netzwerk unter den engagierten Frauen zu initiieren“.

Teilnehmerin Roswitha Pitzen aus Magdeburg: „Die Weiterbildung ermöglicht mir gute Begegnungen mit Frauen und gibt wertvolle Anregungen für meine Tätigkeit in der Gemeinde und für die Gruppenarbeit unserer Kolpingsfamilie.“

 

Katholische Erwachsenenbildung startet neues Projekt: Kompetent für Demokratie

Tag des Herrn vom 19.08.2013

Die Katholische Erwachsenenbildung im Land Sachsen-Anhalt hat ein neues Projekt „Kompetent für Demokratie – Partizipation in kirchlichen Verbänden und Gemeinden“ gestartet. Der Tag des Herrn sprach mit der zuständigen Pädagogischen Mitarbeiterin, Rebekka Scholze.

Frau Scholze, die katholische Kirche ist ja eher weniger demokratisch verfasst. Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) hat sich schon mehrfach für Anliegen der Demokratie stark gemacht und startet nun erneut ein entsprechendes Projekt …

Ja, demokratiefördernde Bildungsarbeit ist der KEB ein wichtiges Anliegen und sie beteiligt sich daher an vielen Projekten und Aktionen. Hier ist das Projekt „Begegnung mit Respekt“ zu nennen, aber auch die Beteiligung an der jährlichen Meile der Demokratie in Magdeburg. Im Juli hat die KEB ein neues Projekt unter dem Titel „Kompetent für Demokratie“ gestartet, welches sich direkt an die engagierten Katholiken im Bistum richtet. Demokratie und Kirche sind keineswegs so wesensfremd, wie es manchmal den Anschein hat, schließlich sind die Menschenwürde und damit auch die Menschenrechte christlichen Ursprungs. In den Pfarreien und Verbänden des Bistums wird Demokratie auch zu einem gewissen Grad gelebt. Es finden Wahlen statt, in den Vereinen zum Vorstand und in den Gemeinden für Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand und die Gläubigen sind in verschiedenen Kreisen aktiv und bringen sich in das Gemeindeleben ein.

Mit der Demokratie gehen die Menschen hierzulande ja recht unterschiedlich um. Einerseits gibt es Forderungen nach mehr Mitbestimmung, andererseits nehmen viele Bürger nicht einmal ihr Wahlrecht wahr …

Viele Menschen haben den Eindruck, dass sie gar keinen Einfluss auf die Politik haben und sich durch ihre Stimmabgabe eh nichts ändert. Diese Demokratiemüdigkeit hat fatale Folgen, daher ist es wichtig, die Menschen zu ermutigen sich zu beteiligen und zu engagieren. Denn Demokratie ist mehr als die Stimmabgabe bei der Wahl. Durch bürgerschaftliches Engagement, beispielsweise in dem man sich bewusst als Christ für die Interessen seiner Stadt einsetzt oder sich in einer Bürgerinitiative gegen Rechts engagiert, kann man dies deutlich zum Ausdruck bringen und den Wunsch nach mehr Bürgerbeteiligung umsetzten.

Mit Ihrem Projekt wollen Sie in dieser Richtung nun im kirchlichen Raum etwas tun?

Genau, es geht darum, das vielfältige bestehende Engagement zu unterstützen und neue Wege der Beteiligung zu eröffnen und zu bestreiten. Denn auch in den kirchlichen Verbänden und den Pfarreien ist der Wunsch nach mehr Mitbestimmung vorhanden. Konkret kann das heißen, dass wir die Gläubigen ermutigen wollen, ihre Interessen zu vertreten und zum Beispiel einen Arbeitskreis für Junge Erwachsene zu gründen oder die Gemeindemitglieder zu ermutigen, sich im Pfarrgemeinderat zu engagieren.

Demokratie in Gemeinden? Die entscheidende Instanz ist doch der Pfarrer?

Natürlich hat der Pfarrer einen nicht unerheblichen Anteil daran, wie demokratisch sich das Gemeindeleben gestaltet, es lebt aber immer auch vom Engagement jeder und jedes Einzelnen.

Was geschieht im Rahmen des Projekts?

Kernstück des Projektes sind zwei Seminarreihen zur Ausbildung verbandsinterner Berater, die die Arbeit vor Ort unterstützen und demokratischer gestalten sollen.Es ist aber auch die Beteiligung an einem Aktionsplan möglich, wodurch die Vernetzung der Akteure gefördert und konkrete Vorhaben gemeinsam umgesetzt werden sollen. Ein erstes Treffen zur gemeinsamen Erarbeitung findet am 17. September von 16 bis 19 Uhr im Roncalli-Haus in Magdeburg statt, zu dem ich alle Interessierten herzlich einladen möchte.

Quelle: www.tag-des-herrn.de/content/kompetent-fuer-demokratie